von Anna Oakflower
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30. Oktober 2025
Die Geschichte von Ceridwen und dem Kessel Geschichten wollen erzählt werden. Und so haben wir dieses Mal eine erzählte Geschichte für dich. Sie ist den OBOD Barden wohl bekannt, und was für ein besonderer Zeitpunkt zu Samhain die Geschichte von Cerridwen und dem Kessel zu veröffentlichen. Hier ist die Version zum Lesen, wahrscheinlich nicht ganz identisch mit der erzählten Version, denn Geschichten leben und verändern sich. Du kannst dir die Geschichte auch anhören auf youtube: https://youtu.be/ilNjI865d_0 Aber hier nun die Geschichte zum lesen: In den Bergen von Wales, die Snowdonia genannt werden, liegt eine besondere Stadt. Sie wird bewacht von Felsen und Adlern. Ihr Name: Dinas Affaraon. Dort hoch oben zwischen den Kristalltürmen der Stadt, leben die Pheryllt, druidische Alchemisten, und praktizieren die Künste der druidischen Magie – sie erforschen die Tiefen des Ozeans, das Herz der Erde, andere Zeiten und Galaxien. Sie wissen auch, wie man das Awen braut, den Kessel des leuchtenden Wissen, von dem drei Tropfen Erleuchtung bringen können. Und abends erwärmen sich die Pheryllts die Herzen mit den Geschichten und Liedern der Barden und tagsüber werden sie gestärkt mit den Kräutern und Ölen der Ovaten, der Heiler der Druiden. Nicht weit von Snowdonia liegt ein See. Lake Bala, wie er auch genannt wird. An diesem See wohnte ein Edelmann mit seiner Edeldame. Die Dame war niemand anderes als die Göttin Ceridwen. Sie hatte fließendes rotes Haar, blaue Augen und eine schöne Figur und mit ihrem Wissen rief sie bei manchem Bewunderung hervor, andere hatten eher Angst vor ihr. Zusammen hatten sie 2 Kinder, eine Tochter, Creirwy, diese war wunderschön und lieblich anzusehen. Der Sohn Morfran, Seerabe, aber war entstellt und nicht einfach anzuschauen. So wurde er auch Afagddu, völlige Dunkelheit, genannt. Ceridwen war fest entschlossen, dass ihr Sohn inspiriert und der beste Berater sein sollte, wenn er schon nicht hübsch anzusehen war. Sie hatte gehört von dem Gebräu des AWEN der Pheryllt in Dinas Affaraon und wusste, dass es ihrem Sohn helfen würde. Und so machte sie sich mit ihrem Pferd auf den Weg in die hohen Berge, zu der Stadt der Kristalltürme. Sie klopfte an das große eiserne Tor und eine dunkelhaarige Frau mit sanften grauen Augen öffnete ihr und führte sie ohne Worte ins Herz der Stadt. Dort traf sie auf den Rat der Pheryllt, zudem sowohl Männer als auch Frauen gehörten. Sie hörten sich ihren Wunsch an und schließlich stimmten sie ihrem Begehr zu. Sie wurde in die Bibliothek geführt und der Hüter der Manuskripte öffnete ihr das Buch der Pheryllt, auf dessen Seiten fand Ceridwen die Formel für die Schaffung des Awen. Sie durfte die Formel abschreiben und wurde von der Torwächterin wieder vor die Stadttore geleitet. Auf ihrem Pferd ritt sie zurück zu ihrem Schloß und versicherte sich, dass es ihren Kindern gut ging. Danach machte sie sich sogleich an die Vorbereitungen für das Gebräu der Erleuchtung. Eine Anweisung war, einen Kessel vorzubereiten mit frischem Wasser. In diesen Kessel sollte sie Kräuter und Wurzeln sammeln, manche am Tag gesammelt, andere zur Nacht. Manche, wenn der Mond hell am scheint, andere wenn die Sterne am Himmel sichtbar sind, andere wiederum zum Aufgang der Sonne, oder zu ihrem Niedergang. All das für ein Jahr und einen Tag in einem großen Eisenkessel rühren. Ceridwen verließ ihr zu Hause beim Schein des Vollmonds und ging an den See. Vor ihr lag das Wasser des Sees und dahinter zeichneten sich die hohen Berge ab. Sie erhob ihre Hände und bat darum, dass ihre Vision, ihr Wunsch wahr werden würde. Nachdem sie ihren Zauber gewebt hatte, ging sie zum Schmied und bestellte einen breiten und tiefen Kessel, der zu der Hütte am See geliefert werden sollte. Sie überlegte gerade, wie sie für ein Jahr und einen Tag das Feuer hüten sollte, da begegnete ihr ein alter blinder Mann, geführt von einem Jungen. Sein Name war Morda – Meeresvater. Er hatte jahrelang im Wald als Köhler gearbeitet und so bot Ceridwen ihm und dem Jungen ein Dach über den Kopf und essen für ein Jahr und einen Tag, wenn die beiden für sie das Feuer hüten würden. Morda und Gwion Bach stimmten zu und so zogen sie in die Hütte ein. Nach ein paar Tagen wurde der Kessel geliefert und Ceridwen eilte, um Wasser zu holen. Währenddessen bereitete Morda und Gwion Bach das Feuer vor. Das Jahr verging. Sommer wurde zu Herbst und Herbst zu Winter. Es wurde ein kalter Winter und Morda und Gwion saßen zusammen am Feuer und vertieben sich die Zeit mit Geschichten. Und dann wurde es Frühling. Ceridwen kam jeden Tag vorbei, zu den unterschiedlichsten Zeiten und gab ihre Kräuter und Wurzeln in den Kessel und sprach ihre magischen Wörter über das Gebräu. Und so wurde es Sommer und bald war ein Jahr vergangen. Morda spürte, dass das Feuer am ausgehen war und trug Gwion auf, nochmal ein Scheit nachzulegen. Und da geschah es, der Kessel brodelte über und 3 Spritzer trafen auf den Daumen von Gwion, der diesen schnell in den Mund steckte, um den Schmerz zu kühlen. In diesem Moment passierte einiges zur gleichen Zeit. Der Kessel zischte und schrie und splitterte entzwei, das übrige Gebräu floss zum Lake Bala und vergiftete das umliegende Land. Das Gras wurde schwarz und die Pferde von Garanhir, die dort grasten starben. Gleichzeitig in diesem Moment wusste Gwion Bach alles. Er wußte, dass Ceridwen auf dem Weg war und dass sie vor Wut ihn töten würde. Und so rannte er los um zu fliehen. Ceridwen kam in der Hütte an und sah was geschehen war. All ihre Arbeit für ihren Sohn war umsonst gewesen. Sie wurde richtig wütend und schlug Morda. Sie sah, wie Gwion Bach sich in einen Hasen verwandelte, um schneller vor ihr fliehen zu können. Und so verwandelte sie sich in einen Jagdhund und jagte ihm hinterher. Sie holte schnell auf und Gwion Bach wusste nicht wohin. Doch da sah er einen Fluss und sprang hinein und im Sprung verwandelte er sich in einen Fisch und schwamm durch die Stromschnellen immer weiter. Ceridwen sprang ihm hinterher und verwandelte sich in einen Otter und teilte das Wasser mit Schnelligkeit. Auch hier holte sie schnell auf. Doch gerade als sie zuschnappen wollte, sprang der Fisch hoch hinauf und verwandelte sich in einen kleinen Vogel, der immer höher flog. Ceridwen sammelte sich und auch sie sprang in die Lüfte und wurde zu einem Falken, der kleine Vögel jagen konnte. Und so nahm sie die Verfolgung wieder auf und kam wieder nahe an den kleinen Vogel heran. Gwion entdeckte unter sich eine Tenne mit frisch gedroschenem Korn und lies sich fallen, um sich in all dem Korn zu verstecken. Doch Ceridwen verwandelte sich in eine schwarze Henne und präzise pickte sie sich Gwion als Korn unter Körnern heraus. Sie hatte ihre Wut befriedigt und verwandelte sich wieder in ihre Gestalt. Doch wie das so ist, in Mythen, wenn eine Seele von einer Frau verschluckt wird, regt sich diese Seele und Ceridwen war schwanger. Als die Stunde der Geburt gekommen war, ging sie zum See und dort gebar sie einen Sohn. Sie brachte es nicht übers Herz ihn zu töten, wie sie es sich ursprünglich vorgenommen hatte und so packte sie ein Bündel und überließ das Kind dem See, dem Wasser und dem Schicksal. Das Bündel trieb sicher auf dem Wasser und gelangte zum Wehr von Garanhir. Garanhir vergab jedes Jahr einem anderen Mann die Rechte, das Wehr zu fischen. Es gab immer reichlich und guten Fang. Dieses Jahr durfte Elffin die Netze spannen. Doch es fand sich kein Fisch in seinen Netzen. Nur ein Bündel. Elffin öffnete das Bündel und verwundert sah er ein Baby vor sich mit blonden Haar. Er rief aus „ seht, eine leuchtende Stirn – Taliesin!“ – und zu seiner Verwunderung sprach das Baby: „Taliesin soll es sein!“ Elffin nahm das Kind mit nach Hause und zusammen mit seiner Frau sorgten sie für das Kind. Als Taliesin ein Junge von 13 Jahren war, reiste Elffin an den Hof des Königs Maelgwn. Dort erzählte er von seinem Sohn, der der beste Barde von allen war. Maelgwn nahm dies als Angriff war und ließ Elffin in den Kerker werden. Taliesin hörte davon und reiste an den Hofe Maelgwn und dort stellte er sein Talent unter Beweis und lähmte die Zungen der Barden. Er erkärte dem König, dass er Erster der Barden für Elffin ist und seine Heimat die Sommersterne sind. Und er rief einen mächtigen Sturm herauf, bis der König ein einsehen hatte und Elffin wieder freigab. Selbst Merlin hatte eins gesagt: „da ich Merlin, neben Teliesin nur zweiter bin, lasst meine Worte als Wahrheit gehört werden.“ Deshalb ist es für manche klar, dass der Geheime der Insel Merlins die Insel von Taliesin sei – Die Insel der Dichter und Träumer und derer die nach der Weisheit suchen. Die Geschichte von Ceridwen und dem Kessel, nacherzählt von Anna Oakflower Oktober 2025 ,