Druidentum

Druidentum

Immer mehr Menschen folgen dem Weg des modernen Druidentums. Sei es als Philosophie oder Lebensweg, oder als Religion.

 

Aber was genau ist es, was macht einen modernen Druiden aus?

 

Eine Definition mag auf den ersten Blick nicht einfach erscheinen, aber es gibt viele Gemeinsamkeiten, die vielen Druiden wichtig sind und die helfen die Spiritualität und Philosophie des modernen Druidentums zu definieren.

Das heutige Druidentum wird den Naturreligionen zugeordnet. Die Natur wird als beseelt angesehen und der Mensch ist ein Teil von ihr, nicht ihr übergeordnet. In einer Welt, in der unser Lebensraum um uns immer mehr zerstört wird, zieht es Menschen zu einem Lebensweg, der die Natur achtet und ehrt. 

 

Das Druidentum ist undogmatisch und will keine festgeschriebenen Praktiken oder Glaubenssätze vorweisen. Gerade die Vielseitigkeit und das damit so viele verschiedene Richtungen nebeneinander existieren können, ist eine der Stärken des modernen Druidentums. Egal ob man an einen Pantheon an Göttern glaubt, oder nur ein Götterpaar, an einen Gott, oder sogar an keinen Gott, ob man die Weltsicht des Animismus oder des Humanismus oder andere vertritt, alles ist im Druidentum möglich, da Druiden jeden in seiner Einzigartigkeit akzeptieren. Diese Freiheit und Toleranz ist einer der Gründe, warum viele das Druidentum als Lebensphilosophie bevorzugen. 

Es ist eine Tradition, die zwar auf alten Wurzeln steht, sich aber immer wieder neu erfindet und weiterentwickelt. Durch diese stetige Weiterentwicklung kann sie sich den Bedürfnissen der jeweiligen Zeit anpassen. Sei es die Zeit der industriellen Revolution, in der das Druidentum neu ausgerufen wurde oder heute, wo es den Menschen einen spirituellen Weg bietet, der die Natur und die eigenen Wurzeln im europäischen Bereich ehrt. Gerade im Mitteleuropäischen Raum haben die Kelten gelebt und sich ausgebreitet, bevor sie in die westlichen Grenzen zurückgedrängt wurden. So deshalb haben wir viele bedeutende Archäologische Stätten. Die Kelten sind unsere Ahnen und die Rückanbindung an die direkten Ahnen und die Natur um uns stillt eine Sehnsucht, aus der heraus sich viele heute auf die spirituelle Suche machen.


Neuer TextDruiden leben mit dem Rad der Jahreszeiten und viele feiern die 8 Jahreskreisfeste. Andere feiern die Mondzyklen oder andere astrologische Ereignisse. So viel ist möglich und es bleibt jedem selbst überlassen, was für ihn wichtig ist. Aber allen Druiden gemeinsam ist die Liebe zum Universum, der Natur und der Erde und dem Schutz derselben. Druiden sehen die Natur als beseelt an und Tiere, Bäume, Pflanzen und Steine sind ebenbürtige Freunde, mit denen man gemeinsam die Herausforderungen des Lebens meistert. Die Natur wird als Orakel und Ratgeber genutzt (wie im Ogham oder Tierorakeln). Es ist Druiden wichtig, die Welt besser zu hinterlassen, als sie ist.


Druiden besitzen die Weisheit vermeintlich unvereinbare Dinge miteinander auszubalancieren. Positive und Negative Kräfte sind gleich wichtig und viele Druiden glauben, dass sie nur zusammen existieren können. Druiden lieben die wilde unberührte Natur und gleichzeitig kommen sie mit der Zivilsation zurecht. Druiden interessieren sich für Wissenschaft und gleichzeitig akzeptieren sie das Mysterium unserer Existenz. Mit dem Mit der Verbindung zu den Kelten und was wir von ihnen wissen, wird einen neue Lebensphilosophie im Heute inspiriert. So verbinden Druiden altes Wissen mit dem Leben in der heutigen Zeit.

Für Druiden ist es wichtig, im Hier und Jetzt zu leben, es gibt in dieser Philosophie kein Versprechen eines Paradieses, das irgendwo auf uns wartet, sondern nur das Hier und Jetzt. Und dementsprechend versuchen sie mit ihrem Leben und der Natur umzugehen. 

Das Mysterium des Lebens in all seinen Facetten feiern


Magie kann für viele ein wichtiger Punkt sein. Druiden lassen sich von einem Sonnenuntergang oder einem Windstoss, der Blätter aufwirbelt verzaubern. Das Leben als magisch anzusehen und es entsprechend zu gestalten ist für viele ein bedeutender Punkt.

 

Die Verbindung zu den Ahnen ist ein wichtiger Aspekt im Druidentum. Ahnen sind nicht nur die eigenen Familienvorfahren, sondern jeder, dessen Geschichte inspiriert die Welt und das Leben besser zu gestalten.

 

Kreativität ist ein weiterer wichtiger Punkt, der allen gemein ist. Die Kreativität wird nicht nur für wunderbare Abende am Lagerfeuer mit Musik und Geschichten genutzt. Druiden glauben, das über die Kreativität wir unser wahres Selbst finden. Es ist Druiden wichtig, dass wir uns wohlfühlen in unserem Sein, unserem Körper und Gedanken. Druiden sind sich ihrer Rolle im Universum bewusst und sind bereit Alles zu lieben und anzunehmen was wir sind und diese Existenz im Universum, das Mysterium des Lebens in all seinen Facetten zu feiern. 

 

Es gibt verschiedene Wege im Druidentum selbst. Die Welt der Linden wurde von Menschen gegründet, die sich über den OBOD (Order of Bards, Ovates and Druides) kennen gelernt haben und so sind uns die Philosophien und Gedanken des OBOD ein wichtiger Bestandteil unseres Blickpunktes auf das Druidentum. 


Der Jahreskreis

Die Jahreszeiten wandeln sich stetig und doch wiederholen sie sich jedes Jahr. Durch das bewusste Wahrnehmen der sich wandelnden Jahreszeiten kommen wir der Natur und auch uns selbst näher. Das Rad des Jahres lädt uns ein das Leben und die Natur zu feiern. Heutige Druiden kennen 8 Feste zu denen sie den Wandel der Natur feiern. 

das Rad erleben

Werte des Druidentum


Der druidische Pfad ermutigt uns, uns mit der Erde zu verbinden, der unberührten Natur und dem Land auf dem wir leben.


Die Werte der Druiden umfassen den Frieden, die Liebe zur Natur und allen Lebewesen auf Erden,

Gerechtigkeit, Kreativität, Geschichte und Mythen, Achten der Ahnen und der Wahrheit.

Die Natur ist nicht nur unser Freund, sondern wir sehen uns als Teil der Natur,

eingereiht und ebenbürtig mit allem was die Erde ausmacht.



Wir sind Freund mit Bäumen, Steinen, Pflanzen, Tieren und lauschen dem Wasser und dem Wind.

Wir sind tief verwurzelt in der Erde und greifen nach den Sternen

und lassen uns von Sonne und Mond den Weg beleuchten.

Unsere Liebe zum Frieden durchzieht alles was wir tun.


Wir nehmen das eigene Sein an und lassen uns leiten von der Liebe zu allem Leben.




Das Druidentum des OBOD - dessen Weg wir gehen - ist weniger eine Religion als vielmehr eine Lebenseinstellung.

Zu unseren wichtigsten Werten gehören die Freiheit des Denkens, das Schaffen und Aufrechterhalten von Frieden und Friedfertigkeit sowie ein Verantwortungsgefühl für alle Lebewesen dieses Planeten.

Druiden sind Friedensstifter und Weisheitssuchende in einer gleichberechtigten Welt.

Wir sind offen für Mitglieder jeder Religion, Kultur und ethnischen Herkunft,  die unsere tolerante Grundhaltung teilen.

OBOD

Die Welt der Linden e.V. war ein Zusammenschluss von Mitgliedern vom OBOD, um Treffen einfacher zu organisieren. Das birgt die Frage: Was oder Wer ist der OBOD?



OBOD - Kurz für Order of Bards, Ovates and Druids ist ein englischer Orden gegründet von Ross Nichols.

Er ist einer der größten Druidenorden weltweit und war der erste Orden, der seine Lehre als Fernkurs angeboten hat. Seit ein paar Jahren gibt es alle 3 Kurse auch in deutscher Sprache.


Der Orden der Barden, Ovaten und Druiden ist eine Mysterienschule, eine Gemeinschaft von Leuten, die sich um die ganze Welt erstreckt. Die Mitglieder lieben die Natur, und folgen einem magisch spirituellen Pfad der die natürliche Welt in all ihrer Schönheit respektiert und beschützt. Menschen auf dem Weg des OBOD arbeiten mit spirituellen Lehren, die die Inspiration der Altvorderen Druiden und den alten Geschichten mit aktuellen Lehren und Einsichten in die Beziehung von Menschen mit der Welt der Pflanzen, Tiere, Sterne und Steine vereint.


Mitglieder bekommen das Studienmaterial entweder zugeschickt oder den englischen Bardenkurs gibt es mittlerweile auch online. Die übersetzen Kurse sind noch immer nur in gedruckter Version erhältlich.


Einige Mitglieder gehen den Weg alleine, für andere ist die Gemeinschaft ein wichtiger Aspekt des druidîschen Pfades. Treffen kann man sich auf Workshops, Camps, Gatherings, Druidentreffen und auch online auf Facebook oder Discord. Ein wichtiger Baustein für OBOD sind die Seedgroups oder Groves. Hierfür treffen sich lokal Mitglieder des OBOD, um gemeinsam den druidischen Pfad zu folgen. Die Vielfalt der Gruppen Gestaltung ist groß und hängt von den einzelnen Mitgliedern und Begebenheiten ab - so treffen sich einige um gemeinsam die 8 Jahreskreisfeste zu begehen, andere um gemeinsam keltische Orte zu erfahren oder um gemeinsam die Lehren zu vertiefen. Die Möglichkeiten sind so bunt wie das Leben selbst! Auf druidry.info findest du Seedgroups und Groves im deutschsprachigen Raum.



Mehr über den OBOD erfährst du auf der englischen Seite oder auf der deutschen Internetpräsenz des Ordens. Dort kannst du auch die Kurse bestellen. Die deutschsprachigen Kontaktmöglichkeiten findest du in dem Freitagsnewsletter der OBOD Gemeinschaft, für den du dich auf der deutschsprachigen Seite anmelden kannst.


die Links:

www.druidry.org

www.druidry.info


Naturspiritualität

In der Naturspiritualität ist die Natur die Verkörperung der göttlichen, heiligen oder spirituellen Kraft. Indigene Kulturen überall auf der Welt glauben, dass die Natur beseelt ist und verehren sie. Auch das moderne Heidentum (Paganismus)- inklusive Druidentum und Schamanismus-  wird zu den Naturreligionen gezählt. Wir als Menschen sind Teil des Systems, gleichberechtigt mit den Tieren, Pflanzen und Steinen und der Erde. Wir leben im Einklang und im Bewusstsein mit den Jahreszeiten und der Natur – Wir sind Teil des Ganzen.

 

Blogposts zum Thema Druidentum

von Peter 23 Apr., 2024
Dies ist der Versuch einer Verschriftlichung meines Workshops: Reich der Pflanzen vom OBOD International Camp 2022 am Kronenburger See. Da ich das als Workshop konzipiert habe und die schriftliche Ausarbeitung nachträglich erfolgt ist, hoffe ich, dass diese dennoch verständlich sein wird. Auf dem Welt der Linden e.V. Blog wird nach und nach immer wieder ein Teil veröffentlicht. Da das Reich der Pflanzen für uns alle so bedeutend ist und die Grundlage für all unser heutiges Leben geschaffen hat, möchte ich darüber zuerst schreiben. Wie Pflanzen einen öden Felsbrocken bewohnbar machten Ganz zu Anfang war die Erde trostlos. Es gab nur die Elemente. Wasser, Steine, Feuer, Wind. Zusammen schafften die Elemente eine lebensfeindliche Atmosphäre. Stürme aus Feuer, Gas und Staub dazu Eiseskälte überzogen den Erdball. Leben war fast nicht möglich. Nur in kleinsten Tümpeln mit warmem Wasser vegetierten ein paar Bakterien vor sich hin. Und diese wenigen Bakterien kämpften hart in ihren wenigen Lebensräumen. Sie mussten sich anpassen an die Umgebung und so schlossen sie sich zu sehr kleinen Gruppen zusammen. Kleinstgemeinschaften aus Pilzen und Algen. Dennoch war der Kampf zu überleben extrem schwer für diese Gruppen. Bakterien hatten - über lange lange Zeiträume hin - nur die Möglichkeit Gestein zu zersetzen um an kleinste Mengen von Nährstoffen zu gelangen um zu leben. Dieser Prozesse war so anstrengend, dass dieses Leben nur darin bestand, sich am Leben zu erhalten. Aber wenn die Nacht am dunkelsten ist, strahlt das Licht umso heller. Und so stand die wichtigste Entdeckung der Erde kurz bevor: Unser Held war die kleine Blaualge. Diese kämpfte in ihrer kleinen Pfütze immer noch um ihr Überleben, als ein Störenfried auftauchte und auch Lebensraum in der Pfütze beanspruchte. Bei dem Störenfried handelte es sich um eine Gruppe von kleinen Bakterien, die nun auch in der Pfütze leben wollten. Und jetzt begann ein richtiger Krieg um das wenige an Lebensgrundlage, was vorhanden war. Die Alge versuchte ihren Platz in der Pfütze zu verteidigen und das kleine Bakterium konnte sich nicht auf Dauer widersetzen. Die Lösung, die dem Bakterium einfiel war es, einfach in die Alge einzudringen und sich in ihr zu verstecken. Die Alge war natürlich im Vollschock und versuchte alles, um das Bakterium in sich wieder los zu werden. Alles, was die Alge an Abwehr aufzubieten hatte, warf sie gegen das Bakterium. Und so entstand in der Alge ein wildes Gemisch von selbst hergestellten chemischen Stoffen, mit denen die Alge das Bakterium los werden wollte. Das Bakterium hingegen hatte die Wahl, ob es sich gegen die Zellchemie der Alge wehrte oder wieder hinaus in die Wasserpfütze zieht. Die Bedingungen in der Pfütze waren allerdings viel schlimmer als in der Alge. Also kämpfte das Bakterium darum, in der Alge zu bleiben. Und da geschah es: Durch Zufall trat die Sonne hinter den Wolken hervor. Und einige Sonnenstrahlen trafen unsere Blaualge. Und BUM!!! Die wilde Mischung von Chemie in der Alge, das Bakterium und die UV Strahlung der Sonne führten zu einer Reaktion. Und aus dieser Reaktion entstand das Chlorophyll im Bakterium. Und jetzt beginnt das Wunder der Photosynthese! Von jetzt auf gleich gab es Nahrung im Überfluss!! Denn aus Kohlenstoffdioxid konnte das Bakterium - mit dem Chlorophyll in seinem inneren – Nahrung herstellen. Und Kohlenstoffdioxid war eines der Gase, die in großen Mengen zu dieser Zeit vorkam und auch ein Grund für die Unwirtlichkeit des Planeten war. Alge und Bakterium haben gemeinsam den großen Vorteil einer Kooperation erkannt. Und so lebten beide vereint weiter. Und aus der Blaualge ist die Grünalge entstanden. Die Grünalge konnte sich also sehr schnell in großen Mengen vermehren. Und dabei veränderte sie den Planeten. Denn bei der Aufnahme von Kohlenstoffdioxid in die Alge als Nahrung, entstand als Abfallprodukt Sauerstoff, den die Alge wieder nach außen in die Welt abgegeben hat. Und so füllte sich die Atmosphäre der Erde nach und nach mit Sauerstoff und das giftige Kohlenstoffdioxid wurde reduziert. Es kam zu einer Transformation der Atmosphäre. Unser Planet wurde für Leben bewohnbarer. Und als Folge explodierte das Wachstum von Algen und kleinen Pflanzen. Und dieses Wachstum hielt über Millionen von Jahren an. Allerdings haben wir in diesem Zeitraum keine großen Pflanzen. Viel größer als Gräser oder Blumen wurden die Pflanzen nicht. Diese kleinen Pflanzen fingen an, die gesamte Erde zu überziehen. Irgendwann waren alle Landflächen bedeckt mit Vegetation. Und das führte dazu, dass Konkurrenz um den vorhandenen Platz entstand. Die Pflanzen versuchten also, sich einen Vorteil gegenüber ihren Konkurrenten zu verschaffen und warfen ihre eigenen Zell Labore an und erfanden – mit Versuch und Irrtum - den Stoff Lignin. Dieser Stoff ist der Grundstoff, der in Holz und in stützenden Geweben von Pflanzen generell vorkommt. Jetzt waren die Pflanzen fester. Bevor Lignin erfunden war, konnte jedes Wetter eine Pflanze umknicken und ein mehrjähriges Wachstum war nicht möglich. Jetzt aber konnten die Pflanzen Lignin in ihr Gewebe einlagern und stabil werden. Auch stand auf Anhieb neuer Lebensraum zur Verfügung. Denn es war nun möglich in die Höhe zu wachsen! Mehrere Jahre zu wachsen war kein Problem mehr. Und die Zeit der Bäume war gekommen! Von jetzt an veränderte sich die Atmosphäre noch viel schneller als zuvor. Der Menge des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid nahm immer mehr ab und der Gehalt an Sauerstoff nahm immer mehr zu. Durch diese Umstrukturierung der Atmosphäre wurde letztendlich Leben im Wasser (Algen veränderten den Sauerstoffgehalt im Meer) und später auch an Land möglich. Nun hatte die Natur 300 – 400 Millionen Jahre Zeit zu experimentieren und sich selbst zu verbessern. Mittels Versuch und Irrtum hat sie nicht nur Methoden der Selbstregulierung und der Balance, Netzwerke für gegenseitigen Austausch und Informationsweitergabe, zyklische Regelkreise, die die Lebensweise von Lebewesen in Wasser Luft und an Land bestimmen, geschaffen, sondern hat dabei auch ein extrem Ressourcen sparendes Kreislaufwirtschaft-System entwickelt, vor welchem jeder Ökonom vor Neid erblasst. Außerdem ist sie garantiert auch besser in der Lage sich auf Veränderungen jeglicher Art einzustellen, als es für uns Menschen der Fall ist. Erst nach diesen 300 – 400 Millionen Jahren beginnt die Geschichte des Menschen Die Natur und die Bäume sind also 100x länger auf der Erde als der Mensch. Wie es weiter geht erfahrt ihr im nächsten Teil...
von Birgit P 19 März, 2024
„Psst.“ „Psst!“ „Selber psst!“ Raunte es durch das Gebüsch. „Nun seid doch mal leise, Ihr verschreckt sie noch.“ Flüsterte ein gesetzter Fee mit langem Bart und einem Stab in der Hand. Dünne Fältchen durchzogen sein Gesicht und bildeten unter seinen Augen kleine Lachfältchen. Aber im Moment schien er besorgt, ob der ungeduldigen Feen um ihn herum. Über ihnen bewegte sich ein Ast. Ein Uhu sortierte sich lautlos die Federn nach seiner Landung. Missbilligend blickte er die Feen unter ihm an und begegnete dem Blick des Fee. Betreten zuckte dieser mit den Schultern und beeilte sich seine jungen Begleiter zur Ruhe zu bringen. Am Rande des Feldes schnürte ein Fuchs lautlos entlang und verbarg sich in der Nähe im gleichen Gebüsch. Alle warteten gespannt in der Dämmerung, in der Zeit zwischen den Zeiten. Es war nicht mehr lange hin zum Sonnenaufgang, wo blieben sie nur. Einen Sternenglitzer später ging ein leises „Aaaah“ durch die Reihen der Feen. Von einem Ende des Feldes schwebte spielerisch tanzend eine in Licht getauchte Gestalt heran. Das schillernde Kleid in allen Farben des Frühlings umspielte weit wehend ihren Körper. In der Hand hielt sie einen dünnen Stab. Sie schritt über das karge Feld und um sie herum zeigte sich schüchternes Grün und kleine weiße Knospen von Schneeglöckchen. Von dem anderen Ende des Feldes schritt edel mit leichten federnden Schritten eine hohe Gestalt in Licht wie Schneewolken in der Dämmerung getaucht. Wo sie ging, wuchsen Schneeblumen, Schneekristalle, Frost umhüllte alles auf ihrem Weg. Ihr Kleid war eisblau und schneefrost, wehte im kalten Wind geschmeidig umspielend um ihren Körper. Auch sie hatte einen Stab in der Hand an dem prachtvolle Schneeflocken und Eiskristalle glitzerten. Als sie beide in der Mitte des Feldes eintrafen, erschien zwischen ihnen plötzlich eine weitere Gestalt. Größer, eindrucksvoller, respekteinflößender und doch Geborgenheit ausstrahlend. In der Dämmerung nur als Schatten wahr zu nehmen, nickte sie beiden Gestalten zu und zog sich rückwärts tretend zurück auf einen Beobachterplatz. Freigegeben in ihrem Tun begannen die beiden ungleichen Wesen, wie Pusteblumen im Wind umeinander zu tanzen. Mal schreitend, mal schwebend belauerten sie sich und schienen sich ebenso mit Worten wie mit Gesten Boden abringen zu wollen. Immer wenn der eine Stab kleine Blüten und knospendes Grün hervorbrachte auf dem Boden, wurden diese sogleich von Frost umhüllt. Immer wenn der prachtvolle Stab Schnee fallen ließ und den Boden weiß einpuderte, ließ der andere Stab diesen schmelzen und formte kleine weiße Schneeglöckchen stattdessen. Immer wieder tanzten die beiden leichtfüßig umeinander und zogen weite Kreise auf dem Feld. Sogar das Gebüsch, wo die Feen und Tiere im Versteck beobachteten, wurde einmal mit Frost überzogen. Ein erschreckter unterdrückter Aufschrei entrang sich aus den Kehlen der jungen Feen. Der Uhu und der alte Fee nickten wissend und blieben ruhig. Es brauchte nicht einmal so lange, wie der alte Fee „Es ist gleich wieder weg.“ sagen konnte, dass kleine Schneeglöckchen zwischen ihren Füssen wuchsen. Leise flüsterten die jungen Feen und zeigten dabei immer wieder auf die sich umspielenden Gestalten. Immer noch tanzten die beiden mit wehenden Kleidern umeinander, doch wer genau hinschaute, bemerkte, dass der Eis-Stab kleiner wurde und der Blumen-Stab etwas wuchs. Und immer wenn der eine Stab Schnee und Eis rieseln ließ, wurden die Blumen des anderen Stabes bunter. Schon waren ein paar Christrosen auf dem Feld zu sehen, die dem Frost trotzen. Und an dem Gebüsch der Feen sprossen kleine gelbe Winterlinge und streckten ihre Blüten mutig dem Schnee entgegen. Doch der Schnee wurde immer dünner und das Eis immer brüchiger. Das Dunkel über der Schneewolke verschwamm in ein dunkles Grau mit hellen Schlieren und die letzten Blumen wurden von dem Schnee nicht mehr dahingefegt und blieben. Die große Gestalt verließ ihren Beobachterposten mit einem großen Schritt und weit auseinander gebreiteten Armen. Obwohl die Stimme nicht wie Donner halte, drang sie in jede Ritze des Geschehens. „Haltet ein! Ihr habt einen famosen Tanz gezeigt, die Waagschalen sind fast ausgeglichen, ich bin zufrieden.“ Mit Blick auf den geschrumpften Eis-Stab: „Du hast noch etwas Zeit, nutze sie weise und geh dann zur Ruhe.“ Ihr Blick wanderte zu dem Blumen-Stab, der jetzt voller Blüten viel prachtvoller und größer aussah. „Sammle Deine Kraft weiter und gebe Mut und Hoffnung in jeden Keim, bald ist es soweit.“ Beide Wesen nickten lächelnd. Sie schwangen ihre Stäbe ein letztes Mal und es regnete Blüten und Schnee gleichzeitig. Schwungvoll drehten sie sich um und vergingen mit leichtem Schritt im aufkommenden Wind und einem ersten tastenden Strahl der Morgenröte. Die große Gestalt drehte sich zu dem Gebüsch und mit warmen wissenden Augen nickte sie dem alten Fee einmal zu. Oder war es der Uhu? „Nicht lang, dann sind der Tag und die Nacht gleich und die Zeit der Sonne ist gekommen.“ Sprach sie über das Feld und mit dem zweiten Strahl der Morgenröte entschwand sie langsam. Ein „Ohhh!“ und „Ohh, wie schade“ erklang im Gebüsch der Feen. Der Uhu flog los und war bald außer Sicht. Der Fuchs rollte sich in seiner Deckung ein und begann ein Nickerchen. Nur die Feenkinder waren noch ganz aufgeregt und wollten gar nicht mehr aufhören. „Hast Du das gesehen, wie sie den Eiskristall ….“ Und „Aber die letzte Blume, die war toll, damit hatte sie es..“ und „Hast Du auch gesehen, dass die meisten Blumen und Schneeflocken bei uns runterkamen am Ende?“ Der alte Fee nickte. „Ja, sie wissen immer, dass wir hier sind und wir wissen, dass sie immer um uns sind, auch wenn wir sie nicht sehen. Es ist schön, dass wir es wissen und fühlen.“ von Birgit P.
von Bernhard Höfer 01 Feb., 2024
Bild: Franz W von Pixabay
von Hans Haugen Vogel 08 Jan., 2024
Das Saale-Unstrut-Tal ist eine Fundgrube an historischen Orten. Neben der Steinernen Rinne bei Bilzingsleben, dem Fundort von Resten einer Siedlung des Homo Erectus, die 400.000 Jahre zurückdatiert wurde und dem nebulösen Fund der Mondscheibe von Nebra aus der Bronzezeit, ist das Sonnenobservatorium von Goseck ein weiteres Highlight der Geschichte in Deutschland. Das idyllische Örtchen Goseck oberhalb der Saale war den meisten Menschen nur durch sein Schloss bekannt. Doch das sollte sich 1991 schlagartig ändern, als Luftaufnahmen eine Kreisgrabenanlage entdeckten. Die Anlage wurde zwischen 2002 und 2004 im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojektes vollständig ausgegraben. Die während des Mittelneolithikums vor etwa 6.900 Jahren errichtete Anlage wird der Kultur der Stichbandkeramik zugeordnet. Die Kreisgrabenanlage von Goseck wurde von einigen Archäologen als das älteste Sonnenobservatorium der Welt bezeichnet.
von Birgit P 23 Dez., 2023
Der Traum an Wintersonnenwende Eiskalter Wind schlug ihm wie eine Faust ins Gesicht, zögernd machte er einen Schritt nach vorn und hinter ihm schlug krachend die hölzerne Tavernentür zu. Sofort war nichts mehr von dem Lärm im Inneren zu hören. Leise fluchend stapfte er durch den Schnee. Sha’Riss! War das kalt nach dem aufgeheizten Schankraum. Sachte schlich sich ein gemächliches Torkeln in seinen Gang und er beäugte aufmerksam die dunklen Gassen und Hauseingänge unter seiner Kapuze. Anscheinend war den Beutelschneidern die Luft heute auch zu kalt. So setzte er seinen Weg fort und seine Aufmerksamkeit suchte den ihren. Nur noch mit einem Ohr auf die Umgebung hörend, schweiften seine Gedanken zu seinem neuen Auftrag. Er hatte zuerst nur eine grobe Ahnung gehabt, was wohl das Ziel sein sollte, doch nach heute Abend wusste er es ziemlich genau. Und es behagte ihm gar nicht. Er hatte sich ein Jahr und einen Tag Zeit ausgebeten, sein Ziel zu finden und den Auftrag auszuführen. Doch was danach geschehen würde, falls er versagen würde,… das wusste niemand. Wieso eigentlich versagen? Er hatte noch nie, äh, Moment, naja, einmal, daran war dieser Ma‘Rhit schuld gewesen. Aber wieso dachte er daran, dass er versagen würde? Bisher hatte er noch jedes Ziel gefunden. Zumindest das konnte er noch von sich behaupten, auch wenn ihm der Ma’Rhit seinen anderen Schnitt damals zunichte gemacht hatte. Brummelnd schüttelte er den Schnee von seinen Stiefeln. Bei dem Gedanken daran musste er unwillkürlich schmunzeln, auch wenn er das gar nicht wollte. Eine eisige Böe fegte um eine Häuserecke und brachte ihn wieder zurück ins hier und jetzt. Räuspernd straffte er sich wieder. Nun ja, er hatte seinen Auftrag und musste morgen früh los. Natürlich war es der kälteste Winter seit Jahrhunderten und natürlich duldete sein Auftraggeber keine Verzögerung. Wie immer. Durch verschlungene Wege, um etwaige Verfolger abzuschütteln, war er zu seiner Herberge gekommen. Er öffnete die Tür, schüttelte den Schnee von seinen Schuhen und trat mit einem liebenswürdigen offenen Lächeln ein. Am nächsten Morgen packte er nach einem reichhaltigen Frühstück seine Sachen zusammen und machte sich auf den Weg durch die Kälte. Es dauerte nicht lange und die Stadt war hinter dem nächsten Hügel verschwunden. Wieder einmal blies ihm der Wind ins Gesicht und ihm gefror sein Atem in dem dichten wollenden Schal, den er sich vor den Mund gebunden hatte. Satra! Konnte der Wind nicht ein einziges Mal von hinten kommen? Einige Tage war er alleine unterwegs in dieser Kälte und glücklicherweise fand er wenigstens zur Nacht immer irgendwo ein Obdach, sei es bei Bauern oder in der nächsten Taverne. Die Luft wurde immer kälter. Es ging langsam auf die Wintersonnenwende zu. Kurz vor der Wintersonnenwende beschlich ihn ein mulmiges Gefühl, so wie immer um diesen Tag herum. Er traute dem Frieden nicht in dieser Zeit und erwartete immer etwas Beunruhigendes. Zwar hatte er seine Erlebnisse von vor zwei Jahren schon fast als Hirngespinst eines unterkühlten Geistes abgetan, aber er konnte nicht leugnen, dass er seinen Auftrag damals nicht erfüllen konnte. Und irgendwie wurde er seitdem unruhig in diesen Tagen. Im letzten Dorf hatte er die Vorbereitungen für die Wintersonnenwendfestlichkeiten gesehen und leise Klänge von Musik begleiteten seinen Weg hinaus weiter durch den Winter. Als er nun in der Dämmerung alleine wanderte, war ihm, als höre er immer noch leise Musik durch die kalte Luft schweben. Und auch wenn er es sich niemals eingestehen würde, diese Tage nagten an seinem schon abgestumpft geglaubten Herzen. In dieser Nacht war es etwas wärmer gewesen und er hatte sich entschieden nicht mehr in der Dunkelheit weiter zu wandern bis zum nächsten Bauernhof, sondern die kleine Höhle zu versuchen, die er gefunden hatte als es gerade dämmerte. Er bereitete sich ein Lager und sammelte genug Holz für ein kleines Feuer für die Nacht. Einige Zeit saß er nach dem Abendessen noch da und starrte in die Flammen. Was sollte er nur tun? Fast gespenstisch leise Klänge von Musik schienen mit dem kühlen Wind zu reisen und sein Herz erzitterte kurz…. Er ging in einer schneebedeckten Landschaft spazieren. Über ihm spannte sich ein hellgrauer Himmel von Horizont zu Horizont. Die Luft war kalt und irgendwie weiß. Einige Meter vor ihm ging eine junge Frau spazieren. Sie kehrte ihm den Rücken zu und ging von ihm weg. Strahlend weiße Eiskristalle funkelten auf ihrem sich aufbauschenden weißen Kleid und ihr weißer Umhang flatterte leicht im kalten Wind. Alles war hell und weiß. Der einzige farbliche Kontrast waren ihre fast bodenlangen glänzend schwarzen Haare. Sie schritt anmutig durch den Schnee und dabei schienen ihre Füße kaum einen Abdruck zu hinterlassen. Als sie sich umdrehte, lächelte sie ihm zu. Ihr Lächeln kribbelte ihm warm und kalt über den Rücken. Es war angenehm und gleichsam einschüchternd. In ihm erwachte ein zwiespältiges Gefühl, denn zum einen weckte sie in ihm Furcht, die er schon lange nicht mehr gespürt hatte und zum anderen hatte er das Gefühl sie schützen zu müssen, obwohl augenscheinlich keine Gefahr drohte. Sie lächelte ihn an und bewegte sich weiter anmutig über den Schnee. Aus dem Augenwinkel bemerkte er plötzlich eine schwarze Wolke. Sie waberte in sein Blickfeld wie Milch, die sich in dem morgendlichen Tee langsam verteilte. Obwohl die Wolke scheinbar am Rand seines Blickwinkels verblieb, überkam ihn eine unerklärliche Panik und er rief der jungen Frau zu, sie solle sich in Sicherheit bringen und zu ihm kommen. Doch sie schüttelte nur lächelnd ihren Kopf. Verständnislos hob er seine Hände. „Was ist denn das?“ Sie antwortete „ Das ist das, was die Menschen mitbringen.“ Er schaute sie fragend an. „Diese Welt“, sie deutete mit ihren Händen eine Runde über die schneebedeckte Landschaft an, „ist neutral und gerade ist Winter. Die Natur ist neutral, weder gut noch böse. Sie ist auch nicht verantwortlich für das Böse in der Welt. Das bringen die Menschen mit und allein die Menschen. Sie bringen meine Schöpfung um und sich selbst damit auch. Dabei sind sie ein Teil dieser Schöpfung.“ Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort. „Der, den Du suchst, hilft mir wo er kann. Er heilt meine Wunden und die der Menschen. Warum willst Du ihm böses? Er hat auch Dich geheilt, obwohl Du es nicht siehst. Frage Dich lieber, wer Dir den Auftrag gab. Derjenige ist einer von denen, die mich verletzen und andere Menschen zerstören.“ Am Rande seines Blickfelds sah er den alten Mann heran schlurfen, der ihm von vor zwei Jahren so gut im Gedächtnis geblieben war, auch wenn er es nicht wollte. Mit einer Bewegung seines Stabes in seiner Hand vertrieb er die schwarze Wolke und verschwand wieder. Die junge Frau schaute ihn durchdringend an. Und er fühlte sich irgendwie unbehaglich. ... Langsam öffnete er die Augen und sah einen kleinen funkelnden Lichtpunkt vor seinen Augen auf und ab wippen. Sofort war er hellwach und riss die müden Augen auf. „Oh nein, nicht Du schon wieder!“ Ein silberhelles Kichern war aus dem Lichtpunkt zu hören. Als er den Kopf zum Feuer drehte, saß auf der anderen Seite des Feuers ein alter Mann. Der Ma’Rhit! Dieser lächelte ihn an. „ Und ? Was wirst DU tun, Ramir?!“ Von Birigt P.
von Anna Oakflower 16 Dez., 2023
Es war die dunkelste Nacht im Jahr. Das spürte der kleine Zwerg, als die Sonne langsam hinter dem Horizont verschwand, ihr Licht noch einmal auf den Wald warf und den Himmel in lila und rosa eintauchte. Er seufzte, die letzten Monate hatte das Licht immer mehr abgenommen. Erst unmerklich, dann ganz eindeutig: die Nächte dauerten länger als die Tage. Die letzten zwei Monate war es dann nicht mehr wegzuleugnen.. Die Sonne hatte keine Kraft mehr. Sie stieg nicht mehr so hoch an den Himmel, wie im Sommer und es wurde immer kälter. Der Zwerg mochte die Nächte überhaupt nicht. Er konnte die Dunkelheit nicht ertragen. Er hatte dann immer Angst und fühlte sich so richtig wohl nur in seiner Hütte unter dem Haselstrauch. Aber tagsüber, wenn die Sonne schien, das war immer schön. Da konnte er Holz suchen am Waldrand. Richtig hinein traute er sich nicht, da war es immer so finster. Aber sobald die Sonne über dem Wald aufging, da kam er aus seiner Hütte und spielte mit den Sonnenstrahlen oder saß in der Sonne und schnitzte Holz. Wie er nun da saß und der Sonne zusah wie sie hinter dem Horizont verschwand, da fühlte er, das hier, das ist das Ende. Ob er die Sonne wohl jemals wieder sehen würde? Er seufzte, und ging unter den letzten Farben des Tages zu seiner Hütte. Als er angekommen war, war es ihm schwer ums Herz geworden. Was sollte er nur tun? Bedeutete es, immer in der Dunkelheit zu leben, oder gab es doch noch eine Hoffnung? Er setzte sich ans Fenster, und sah hinüber zum Wald. Er erschien ihm noch schwärzer als sonst. Überhaupt war die Nacht so schwarz wie noch nie. So Pechschwarz hatte er noch keine Nacht erlebt. Er war geschützt in seiner Hütte. Das tröstete ihn. Aber wenn die Sonne nicht wieder aufging, dann mußte er für immer in ihr bleiben, anstatt in der Sonne Holz zu schnitzen. Kein schöner Gedanke. Er suchte den Himmel ab. Vielleicht gab es ja dort oben, wo sie sonst immer stand und die Welt mit ihren Strahlen beglückte, ein Zeichen, einen Hoffnungsschimmer. Irgendetwas. Auf einmal, der Zwerg traute seinen Augen nicht und rieb sie ganz fürchterlich, aber als er noch einmal hinschaute, war es immer noch so. Die Sterne tanzten. Sie bewegten sich. Waren sie glücklich, das die Sonne nie wieder scheinen würde? Oder bedeutete es etwas anderes? Er sah seine Nachbarin, die Sternenelfe in ihrer immergrünen Eibe herumtanzen. Merkwürdig, sie tanzte doch nur an ganz besonderen tagen. „Sternenelfe, wieso scheinen alle Sterne zu tanzen?“ „Weißt du es denn nicht?“ „Was, Was soll ich wissen?“ „Ach entschuldige, dein Baum verliert ja seine Blätter, du kannst es ja gar nicht wissen. Nur die Wesen, die unter immergrünen Bäumen wohnen wissen darum, weil es nur grüne Blätter erzählen können.“ „Was sagen sie denn?“ „Sie erzählen von dem Licht das heute in der Erde wiedergeboren wird.“ „Das Licht wird wiedergeboren?“ „Ja natürlich. Was denkst du denn? Alles muß einmal erneuert werden, und das Licht tut es heute Nacht. Die große Göttin wird es wiedergebären und niemand darf dabei zu sehen. Aber wir alle freuen uns so, daß die Sonne uns das neue Licht schenken wird, damit auch wir wieder heller erstrahlen können.“ „Und niemand darf zusehen?“ „Nein niemand“ „Wo geschieht es denn“ „Unter der Erde.“ „Aber wo genau?“ „Woher soll ich denn das wissen. Mir reicht es hier in meinem Baum mit den Sternen zu tanzen“ und schon drehte sie sich um eine rote Beere und tanzte durch den Baum. Das Licht wird wiedergeboren. Die Sonne kommt wieder. Strahlender, heller, größer. Das hörte sich alles so phantastisch an, das wollte der Zwerg sehen. Er jubelte. Er konnte nicht in seiner Stube bleiben und nichts tun. Er mußte losgehen und diesen Ort suchen. Vielleicht, weil niemand sonst da war, ja vielleicht brauchte sie ja seine Hilfe! Er zog seine warmen roten Stiefel an, zog seinen roten Umhang an, setzte die rote Mütze auf und überlegte in welche Richtung er denn gehen sollte. Er packte auch noch Nüsse ein als Wegzehrung und eine seiner schönsten Holzschnitzfiguren. Er wollte sie dem Licht schenken, aus Freude, das es wiederkommt. Mittlerweile fing es an zu schneien und die Schneeflocken tanzten glücklich vor sich hin. Er überlegte sich, daß er nach Osten gehen sollte, dorthin, wo die Sonne immer aufgegangen war. Es half alles nichts. Er mußte durch den finsteren Wald. Er schluckte, und stapfte tapfer los, die Sehnsucht, das Licht zu sehen war größer als jede Angst vor der Dunkelheit. Irgendwann mußte dieser Wald aufhören. Damit tröstete er sich und ging weiter. Im Wald war es so schwarz und am liebsten wäre er umgedreht. Doch dann sah er durch die kahlen Äste der Bäume die Sterne tanzen und er wußte, er machte sich nicht umsonst auf den Weg. Er würde das Licht finden. Er wird dabeisein, wenn das Licht wiedergeboren wird. Mit diesem Wissen und der freudigen Erwartung war es soviel leichter. Schnell kam er tief in den Wald hinein. Er war schon eine ganze Weile unterwegs. Das Schneegestöber wurde immer dichter und er mußte sich vorwärtskämpfen. Er blickte auf und sah nur tiefe Nacht um sich. Keine Sterne, kein Licht, nichts. Er war in den dunkelsten Wald, den der Tannen, geraten. Er war ganz allein in der Dunkelheit. Die Tannen ließen kein Licht durch. Sie standen hoch und stumm. War er überhaupt auf dem richtigen Weg? Was tat er hier? Er setzte sich auf einem Baumstumpf und war ganz unglücklich. So lange war er schon unterwegs, und er kam nicht weiter und das Licht wird sowieso ohne ihn geboren werden und sagte die Sternenelfe nicht, niemand dürfte dabei sein? Hatte er seine Angst umsonst überwunden? Er war doch in den Wald gegangen, und es war dunkel, aber so dunkel, und so ohne Hoffnung? Wenn er doch wenigstens die Sterne sehen könnte. Und hinausfinden würde er bestimmt auch nicht mehr. Und der Schnee lag immer höher und hatte alle Spuren verwischt. Unendliche Verzweiflung packte den Zwerg. Er schluchzte auf und weinte los. „Kannst du mir nicht ein paar Nüsse geben? Das Holz ist so schwer und ich habe es noch weit.“ Erschrocken schaute er hoch. Vor ihm stand ein altes Hutzelweib, das am Holz sammeln war. Er gab ihr seinen ganzen Vorrat, den er mitgenommen hat. Er hatte keinen Hunger. „Weine nicht. Es gibt immer einen Weg.“ „Aber...“ „Du suchst den Ort, an dem das Licht wiedergeboren wird“ „Woher weißt du das?“ „Die Sterne haben es mir erzählt. Sie wollten dich begleiten, weil sie es mutig fanden, das du das Licht sehen willst. Sie wachen über dich“ Die Sterne. Ja, sie hatten ihn begleitet. Aber er konnte sie nicht mehr sehen. „Weißt du wie...“ „Folge den Hirschen, Sie wissen alles über das neue Licht.“ Mit diesen Worten ging sie weiter und knackte ein paar Nüsse zwischen den Zähnen. Folge den Hirschen. Die Hirsche. Könige des Waldes und der Felder. Sie kannten sich aus. Sie wußten immer alles. Frage die Hirsche. Wieso war er nicht gleich daraufgekommen. Er lief los und nach kurzer Zeit fand er zu einer Lichtung. Er sah die Sterne wieder und lächelte ihnen zu. So einfach war es. Frage die Hirsche. Und da sah er sie. Im Schnee. Die Hirschspuren. Er folgte ihnen. Und je länger er ihnen nachging desto mehr Hirschspuren wurden es. Sie führten ihn hinaus aus dem Wald, über ein paar Felder an einen Berg. Und da sah er sie, die Versammlung der Hirsche. Es war, als ob sich alle Hirsche hier versammelten hätten. War es hier? Sollte hier das Licht neu geboren werden? Vorsichtig trat er an einen Hirsch heran. Er wollte ihn fragen, ob es hier sei. Aber der Hirsch nahm ihn einfach auf sein Geweih und hob ihn über die Menge. Von da oben hatte der Zwerg eine wunderbare Aussicht. Er sah den Eingang der Höhle, die tief in den Berg hineinführte und er spürte, das dies der Ort war, wo zu gegebener Stunde das Wunderbarste passieren sollte. Er fühlte wie die Nacht nun langsam ihrem Höhepunkt zu ging. Dunkler konnte es nicht mehr werden. Um sich herum nahm er ein unheimliche Stille wahr. Die Sterne hatten aufgehört zu tanzen und selbst die Schneeflocken verharrten still. Es war als ob die Welt die Luft anhielt. Er starrte in die Höhle und versuchte wenigstens etwas zu sehen, aber da war nur schwarz. Der Schrei eines Neugeborenen rief durch die Stille. Der erste Lichtschimmer fiel aus der Höhle. Die Hirsche fielen auf die Knie. Die Schneeflocken legten sich sanft zur Erde und die Sterne strahlten noch heller. Es war da. Die Göttin hatte das Licht wiedergeboren. Sie hatte ihr Kind zur Welt gebracht in einer dunkeln Höhle. Und jetzt wurde es wieder hell. Die Dunkelheit hatte verloren. Der Weg war nicht umsonst gewesen. Er hatte es geschafft. Er war dabei gewesen. Er hatte es gesehen. Und auf einmal brach es los. Es war ein juchzen und ein jauchzen. Es war als wenn die ganze Erde und jedes Wesen mit ihr feiern würde. Die Hirsche tanzten und die Sterne tanzten und der Zwerg tanzte. Er fühlte sich wunderbar. Sie tanzten und feierten die ganze Nacht hindurch. Plötzlich färbte sich der Himmel rosa. Und wie auf ein nicht sichtbares Zeichen stellten sich die Hirsche auf und formten eine Gasse die auf den Eingang der Höhle zuführte. Der Zwerg saß wieder auf seinem Platz im Geweih des alten Hirsches. Da ging die Sonne auf über dem Horizont und Warf den Strahl durch die Gasse hindurch in die Höhle hinein und beleuchtete den Weg. Der Zwerg konnte es nicht fassen. Er hielt den Atem an und mit ihm so schien es die ganze Welt. Auf dem Sonnenstrahl trat die Göttin mit dem Neugeborenen Kind auf dem Arm hervor. Neben sie trat der König der Hirsche und gemeinsam erlebten sie, wie die Sonne immer höher kletterte. Dann nahm der König der Hirsche sein Geweih ab, als Zeichen der Erneuerung und legte es dem Kind zu Füßen. „Auf das das neue Licht herrschen möge im neuen Jahr“. Danach erbrachte ein Hirsch nachdem anderen seine Ehrerbietung dem neuen Kind. Auch der Zwerg stieg von seinem Ausblick herab, verbeugte sich und legte neben das Hirschgeweih die Holzfigur.
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